DIE REMISE

Mehr als eine politische Posse

Inhaltsangabe

«Die Remise» ist ein Theaterstück in fünf Akten. Wir befinden uns in dem schmucken Städtchen Hauswil am See, wo auch das titelgebende Gebäude steht: «Die Remise». Wie wir im ersten Akt erfahren steht sie unter Denkmalschutz und auch schon über Jahre leer. Die Kantonalbank schüttet für jede Gemeinde eine Jubiläumsdividende aus. Lena Fischer, eine junge engagierte Stadträtin, nimmt das zum Anlass einen politischen Vorstoss zu machen. Sie möchte ein Kultur- und Begegnungszentrum unter dem Namen «Remise für alle» initiieren.

An der Gemeindeversammlung stellt sie mit viel Begeisterung das Projekt mit Hilfe ihres Stadtratskollegen Simon Wagner vor. Die Gemeindeversammlung, gespielt vom Publikum selber, stimmt dem Planungskredit für das Vorhaben zu. Mit viel Begeisterung nimmt Lena und ihre Freunde das Projekt in Angriff. Bald muss Lena merken, dass nicht alle Mitglieder des Stadtrats hinter der Idee eines Kultur- und Begegnungszentrum stehen. Ein erfolgreicher Gastronom taucht auf und präsentiert seine Ideen für das Gebäude. Konsterniert muss Lena merken, dass vor allem Hubert Nötzli und Rosemarie Heule die Sache versuchen in eine andere Richtung zu bringen oder gar zu verhindern.

Im vierten Akt keimt nochmals Hoffnung auf. Der Bankdirektor besucht überraschend den Stadtrat. Er möchte wissen, was mit der Jubiläumsdividende geschieht. Lena und Simon sehen nochmals eine Gelegenheit der Idee Auftrieb zu verhelfen. Durch unglückliche Umstände werden sie vom Gespräch ferngehalten und das Ganze verläuft im Sand. Lena ist empört darüber und fordert, gegen den Willen Simons, eine Abstimmung im Stadtrat darüber, ob das Projekt «Remise für alle» vom Stadtrat getragen wird. Sie ist es leid taktisch vorzugehen, geht aufs Ganze und verliert die Abstimmung. Nichts ist passiert. Nein, das kann man nicht sagen. Hubert schafft es, dass anstelle des Projekts die Garderoben seines geliebten Fussballklubs saniert werden. Lena geht tiefenttäuscht raus.

Im Epilog singen die Strassenmusiker, welche das Geschehen zwischen den Akten mit einem ironischen Augenzwinkern kommentiert haben, über die verpasste Chance. Die Frage, die sie dem Publikum stellen, ob Lena zurückkommt, wird zu guter Letzt bejaht. Lena kommt ganz zum Schluss zurück und vermeldet mit dem Lied der Strassenmusiker (Tumbalalaika), dass sie weiter für ihre Ideen kämpfen will.

Hintergrund

Das Stück ‘Die Remise’ wurde ‘inspiriert’ durch tatsächlich statt gefundener Ereignisse. Mann/Frau kann also sagen, sie beruht auf wahren Begebenheiten. Somit soll hier festgehalten werden, dass es…

  • Wahr ist, dass es diese Remise gibt. Sie steht in einer Zürcher Gemeinde.
  • Wahr ist es auch, dass es eine Jubiläumsdividende der Kantonalbank gegeben hat. Diese wären den Gemeinden für nachhaltige, soziale Projekte zur Verfügung gestanden.
  • Wahr ist auch, dass es einen politischen Vorstoss gegeben hat, dem in der Gemeindeversammlung zugestimmt worden ist. Es wurde ein Planungskredit für ein Kultur- und Begegnungszentrum gesprochen.

Ansonsten möchte der Autor mit einem Augenzwinkern an dieser Stelle festhalten:

«Personen und Handlungen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Verhältnissen lassen sich aber nicht ganz ausschliessen und, hier darf ich Mani Matter zitieren, haben sich diese selbst zuzuschreiben.»

Motivation

Der Autor, Christiaan Turk, möchte Geschichten erzählen, die mit unserem Leben zu tun haben. So ist er ständig auf der Suche nach einem geeigneten Stoff.

Lange hat er gar nicht gemerkt, dass er vor seiner Nase lag. Denn ein Bekannter von ihm hat diesen oben erwähnten Vorstoss gemacht. Er wurde also laufend über den Stand der Dinge informiert. Auch der Bekannte konnte das Projekt nicht realisieren, weil zu viele Widerstände ihm entgegengebracht worden sind, und er sich in der Folge leider aus dem Projekt zurückgezogen hat.

Als der Bekannte dem Autor das erzählte, hatte dieser gleich das Gefühl in einem, wie man so im Volksmund sagt, einem Theater beizuwohnen. Er beschloss daraus ein Stück zu machen.

Es mag gut sein, dass es auf beiden Seiten sehr gute Argumente hat, das Projekt zu unterstützen oder eben auch nicht. Was der Autor so bedauerlich findet ist, dass man das Ganze nicht als Chance sieht und nicht wie im Stück erwähnt wird, als Klumpen am Bein.

Der Autor hat sich in letzter Zeit mit Joseph Beuys beschäftigt, der für alle Lebensbereiche forderte, dass jede Person ein Künstler bzw. eine Künstlerin sein soll. Das ist eine ziemlich weitreichende Forderung. Es werden dann Fragen an die Gesellschaft gestellt, die von ganz anderer Natur sind. Wie können wir die Gesellschaft organisieren, dass jede Person an ihr kreatives Potential gelangen kann. Welche Räume müssen in der Gesellschaft dafür entstehen. Das braucht wohl auch eine Risikobereitschaft unbekannte Pfade einzuschlagen und darauf zu vertrauen, dass so etwas Kreatives geschaffen werden kann. So würde der Autor, sein Interesse an diesem Stoff in Worte kleiden wollen.

Mehr als eine politische Posse

Christiaan Turk hat im Jahr 2017 sein Erstling «Der Koffer» auf die Bühne gebracht. Er hat die Kritik von verschiedenen Kulturschaffenden aufgenommen und den Stoff dieses Mal stringenter behandelt. Zu diesem Zweck hat er sich für die klassische Fünf-Akt-Struktur entschieden. Die Gefahr, dass das die kreative Freiheit einschränkt, hat sich in Laufe des Schreibprozess nicht bewahrheitet.

Als musikalisches Element hat der Autor die Figuren der Strassenmusiker eingebaut. Sie kommentieren mit einem ironischen Augenzwinkern, das Geschehen oder bereiten das Publikum auf witzige Weise auf das Kommende vor. Auch haben sie eine wichtige Rolle beim Ende des Stücks. In einem längeren Gedicht, welches in einer klassischen Trochäus-Form gehalten ist, stellen sie dem Publikum Fragen und bringen so eine Ebene der Reflexion in das Stück mit hinein.

Der Autor hat auch besonderen Wert daraufgelegt, dass die vier Hauptfiguren, wenn auch humoristisch gefärbt, authentische Motivationen haben. Neben dem politischen Inhalt entsteht ein vielschichte Beziehungsgeflecht unter den Protagonisten.

Wert der Kultur?

In dem Stück ist der Autor notgedrungen der Frage nachgegangen: «Was ist eigentlich der Wert der Kultur? Warum sollte das wichtig sein für die Menschen?» Es zeigt sich, dass die Protagonisten des Stücks diese Frage völlig verschieden beantworten.

Die Frage hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt. War es nicht die Kulturszene, die so quasi in der Frage der Systemrelevanz, so ziemlich zuunterst steht? Warum ist das so? Weil es nicht wichtig ist?

An dieser Stelle kann man ein Zitat von Richard von Weizsäcker machen, welches ich auch im Stück verwendet wird:

«Kultur kostet Geld. Sie kostet Geld vor allem deshalb, weil der Zugang zu ihr nicht in erster Linie durch einen privat gefüllten Geldbeutel bestimmt sein darf. (…)

Substantiell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtaufgabe des öffentlichen Haushalts zu sein als zum Beispiel der Strassenbau, die öffentliche Sicherheit oder die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im kulturellen Bereich, ‘Subventionen’ nennen, während kein Mensch auf die Idee käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsgebäude oder einen Spielplatz als Subventionen zu bezeichnen. Der Ausdruck lenkt uns in eine falsche Richtung. Denn Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.»

Ein starkes Statement. Was zur Frage führt, was ist eigentlich Kultur?

Eine interessante Definition von Kultur findet sich bei Jon Young, einem Wildnispädagogen. Kultur bedeutet für ihn, sich mit sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt zu verbinden.

Wenn es Lena, die Hauptfigur des Stücks, nicht so formuliert, so könnte man davon ausgehen, dass sie diese Definition gutheissen würde.

Künstlerische und Produktionsleitung

Frank Bakker und Christiaan Turk, der auch Autor dieses Stückes ist, werden sich diese beiden Aufgaben teilen. Wobei Frank Bakker den Lead in der Produktionsleitung und Christiaan Turk in der künstlerischen Leitung haben wird.

Für die künstlerische Umsetzung ist für Christiaan Turk der Ansatz von Michael Chechov von grosser Bedeutung. Den Fokus auf den Text und die Geschichte zu haben und mit dem fruchtbaren Prinzip der psychophysischen Verbindung wird die Herangehensweise sein. Auch steht, ganz im Sinne Michael Chechov, das Ensemble im Vordergrund.

Christiaan Turk

Christiaan Turk wurde 1973 in Altdorf geboren. Heute lebt er in Schönenberg ZH (Wädenswil).

Seine Schauspielausbildung begann er 2011 an der Schauspielschule Zürich (Schulleiter Christian Seiler). Nach zwei Jahren führte er diese an der SAMTS (Stage Art Musical & Theatre School) fort, wo er sie 2016 erfolgreich abschloss. Zusätzlich liess er sich bei Peter Honegger (www.peterhonegger.ch) zum Clown ausbilden. Von 2020 bis 2023 hat er sich regelmässig am Micheal Chechov Studio London weitergebildet.

Neben der eigenen Schauspieltätigkeit gibt er auch Unterricht. Folgende Kurse gibt er: Chechov-Prinzipien, Sprechgym (bewegte Sprechtechnik), Clown Improvisation und Tango argentino.

Neben mehreren kleinen Projekten konnte er mit dem Clown-Trio Fast Vier 2012 die Eigenproduktion ‚Wir haben auch Talent‘ im Millers Studio aufführen. Dazu war er zu sehen in der Turbine-Theater Eigenproduktion ‚der zerbrochene Krug‘ in der Rolle des Veits und in Molières Komödie ‚der Geizige‘ in der Rolle des Louis XIV bzw. des Anselms. 2017 brachte er erfolgreich als Regisseur und Autor sein eigenes Stück ‚Der Koffer’ auf die Bühne. Seine Vielseitigkeit konnte er in diversen Rollen in der erfolgreichen Produktion ‚In 80 Tagen um die Welt’ zeigen. Zudem tourte er mit dem Märli Theater Züri durch die Schweiz. Unter der Regie von René Schnoz gab er den Herzog Orsino im Shakespeares 'Was ihr wollt' im Sihlwald. 2020 brachte er mit der Tänzerin Iris Gage das clownesque Bewegungstheater hin&her erfolgreich zur Uraufführung.

Frank Bakker

Geboren im Jahr 1989 in Nidwalden, wuchs Frank Bakker abwechselnd im Kanton Aargau und Zürich auf und lebt nun in Neuenhof (AG). Neben seiner kaufmännischen Ausbildung und Weiterbildung zum Verkaufsfachmann (2013) stand er als Tänzer und Choreograf im Bereich Salsa und Hiphop / Streetdance bereits regelmässig auf der Bühne. Seine künstlerische Seite bediente er mit seiner Ausbildung zum Schauspieler an der SAMTS (StageArt Musical & Theatre School) ab 2014 noch intensiver und wirkte auch zunehmend in Produktionen auf der Bühne und vor der Kamera mit. So durfte er von klassischen Stücken wie ‘Julius Caesar’ im Förnbacher Theater (2021) über Lustspielen wie ‘Ingeborg’ auf der Kaiserbühne wie auch im Turbine Theater (2019/20) bis hin zu Märchen wie das ‘Rotchäppli’ beim Märlitheater Zürich (2021) verschiedenste Stilrichtungen und Produktionen auf der Bühne umsetzen.

Heute ist Frank vor allem im Simulationsschauspiel im Bereich Sozialpädagogik und Konfliktmanagement und bei (Kurz-)Film-produktionen anzutreffen. Seit 2021 kombiniert Frank die Kompetenzen Verkauf und Schauspiel und bietet Einzel- und Gruppencoachings für Personen an, welche ihren Auftritt bei Präsentationen, Reden und Kundengesprächen authentischer und mitreissender gestalten wollen.